Die ursprünglichen Pläne der Bundesregierung zur Streichung der KFZ-Steuerbefreiung für Landmaschinen und der Agrardieselsubventionen haben die Landwirtinnen und Landwirte hart getroffen und zu intensiven Protesten geführt. Die extrem kurzfristigen Kürzungspläne, das Fehlen von tragfähigen Alternativen und insbesondere die wirklichkeitsfremde Abschaffung der Steuerbefreiung für Agrarfahrzeuge – die hauptsächlich auf den Feldern im Einsatz sind – haben zu vehementen Reaktionen geführt.
Die Proteste setzten sich auch nach der teilweisen Rücknahme der Kürzungen fort, was deutlich macht, dass die Abschaffung des Agrardiesels nur die Spitze des Eisbergs ist. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Im Kern fühlen sich die Bäuerinnen und Bauern tief verunsichert und sehen keine Perspektive für ihre Betriebe: Ständig steigen die Produktionskosten, zunehmende Umweltauflagen verteuern die Erzeugung und verschärfen die wirtschaftliche Lage.
Gleichzeitig ist der Großteil der Bäuerinnen und Bauern ohnmächtig, sie haben keinen Einfluss auf die Preise ihrer Produkte. Diese werden von vier Lebensmittelkonzernen sowie Großmolkereien und Großschlachthöfen bestimmt. Den Landwirtinnen und Landwirten bleibt nur die Wahl, durch Spezialisierung und Wachstum die Produktionskosten zu senken.
Seit über 30 Jahren werden enorme Agrarsubventionen von rund 40 Milliarden Euro jährlich in Deutschland gießkannenmäßig über alle Betriebe als Flächenprämie ausgeschüttet. Wachsen oder Weichen ist die Devise. Strukturwandel heißt es, tatsächlich ist es ein massives Höfesterben. Es ist offensichtlich, dass die Agrarpolitik in einer Sackgasse steckt.
Zusätzlich ist diese Intensivierung mit erheblichen ökologischen Problemen verbunden. Nährstoffüberschüsse, Gewässerbelastung, Pflanzenschutzmitteleinsatz und Insektensterben, Biodiversitätsverlust und mangelnder Tierschutz sind massive Probleme, die damit einhergehen. Eine Änderung dieser Agrarpolitik hat der Bauernverband bislang wirksam verhindert.
Der Wegfall der Agrardieselsubventionen bedeutet auch für uns einen spürbaren Verlust. Dennoch haben wir uns als Gut Wulksfelde nicht an den aktuellen Protesten beteiligt, weil wir die teilweise Rücknahme der Kürzungen durch die Bundesregierung sehen. Wir finden die Entwicklung umweltfreundlicher Treibstoffe auch für schwere Landmaschinen wichtiger als eine umweltschädliche Subvention von Kraftstoffen.
Unser Anliegen ist es, für ein Umdenken in der Agrarpolitik einzutreten. Auf Gut Wulksfelde gehen wir seit Langem einen anderen Weg und haben uns für die Bioland-Landwirtschaft entschieden: Wir halten nur so viele Tiere, wie wir von unseren Flächen ernähren können. Wir verzichten auf mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, orientieren uns an der Kreislaufwirtschaft, haben eine hohe Vielfalt an Kulturpflanzen auf dem Acker und halten drei Tierarten: Rinder, Schweine und Hühner – eine Seltenheit auf Bauernhöfen mittlerweile. 12 Prozent unserer Flächen kommen direkt der Natur zugute, in Form von Knicks, Amphibienteichen, Flachlandmähwiesen und Blühflächen.
Was fehlt, ist ein Masterplan für die Landwirtschaft, der den Bäuerinnen und Bauern eine Perspektive gibt und eine konsequente Agrarwende einleitet. Die Unterstützung solcher Bestrebungen und die Motivation anderer Höfe zur nachhaltigen Bewirtschaftung wäre eine wahre Investition in die Zukunft. Agrarsubventionen sollten sich nicht nur an der Größe der Höfe bemessen, sondern sich vorrangig daran orientieren, welche ökologischen und damit gesellschaftlichen Leistungen erbracht werden.
Herzliche Grüße
Rolf Winter und Hauke Rüsbüldt